Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

08.07.2021

Der Fußballgott

Kennen Sie den Fußballgott? Er wird wiederholt bei der UEFA EURO 2020 benannt. Wahrscheinlich würde auf die Frage: Glauben Sie an einen Fußballgott?, auch der größte Fußballfan müde lächeln und mit dem Kopf schütteln. Letztlich sind die Spieler auf dem Feld auf sich gestellt. Sie entscheiden mit ihrem Einsatz, ob das Spiel gewonnen wird oder nicht. Mitendscheidend noch die Zuschauer: Der 12. Mann auf dem Platz!. Wie im richtigen Leben, oder? Jeder ist auf sich gestellt, vielleicht im Team unterwegs, und hoffentlich sind noch ein paar Zuschauer da, die motivieren – aber viel zu oft kritisieren.

Der Fußballgott. Ein Synonym für Hoffnung auf Sieg und vermeidbare Niederlagen. Mit etwas Schmunzeln wird er benannt – ähnlich wie Petrus, der fürs Wetter zuständig sein soll. Manche Gläubige finden das Reden vom Fußballgott geschmacklos und ärgern sich darüber.

Auf dem Spielfeld gibt es viele Parallelen zum Leben: gerecht soll es zugehen im Fußball, es steht immerhin viel auf dem Spiel. Wenige Zentimeter im Abseits entscheiden über Tor oder kein Tor und somit über Weiterkommen oder Ausscheiden im Turnier. Der Videobeweis wurde nicht ohne Grund eingeführt. Damit es gerecht zugeht, gibt es den Schiedsrichter. Er muss in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen treffen. Was für eine Verantwortung!

Die schönste Nebensache der Welt begeistert in diesen Wochen viele Menschen. Da schlägt das Herz nicht nur für die Lieblingsmannschaft, da wird auch mitgefiebert, wenn andere Nationen spielen und mitgelitten, wenn eine Mannschaft gekämpft und stark gespielt hat und am Ende doch verlor.

Aber noch einmal zurück zum Fußballgott. Natürlich hat es Vorteile, statt an Gott an eine unpersönliche höhere Macht oder das Universum zu glauben. Oder ab und zu den Fußballgott mit einem Augenzwinkern zu benennen. Ohne echten Eingriff ins Spiel des Lebens. Ohne Konsequenz. Eben nicht wirklich ein Ansprechpartner für mich. Und eben auch kein Du, das mich anspricht, mich hinterfragt und die Herrschaft meines selbstverliebten Egos gefährdet. Eben kein persönliches Gegenüber, das mich von meiner Lieblosigkeit erlöst.

Im echten Spiel des Lebens, das jeder von uns täglich spielt, ist es gut wissen, dass es einen ansprechbaren Gott gibt. Gerecht – auch wenn es vordergründig nicht immer so aussieht und mancher Mitbürger sich im Abseits sieht. Der Gott, mit dem ich die Niederlagen und Siege, die Höhen und Tiefen des Lebens teilen kann. Der mich unabhängig sein lässt vom Wohl und Wehe der Zuschauer – einer, der mich liebt und motiviert, egal wie gut oder schlecht mein Spiel auf dem Platz gerade läuft.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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