28.07.2022

Wackelpudding

Die Sonne scheint. Die Location am See ist traumhaft schön. Alles ist vorbereitet. Und auf die bring and share-Tische haben fleißige Hände kreative und schmackhafte Häppchen für alle zur Verfügung gestellt. Getränke gibt es auch. Die Emmaus-Gemeinde feiert einen Tauf-Gottesdienst am See und viele sind gekommen, um mitzufeiern. Musik erklingt und ein kleiner Altar mit Blumen steht vor dem großen Kreuz aus Birkenholz. Kurz: der festliche Open-Air-Gottesdienst kann beginnen.

Die Taufe steht unter dem Motto Fest machen. Im doppelten Sinne. Einerseits wollen wir ein Fest machen, nämlich feiern, andererseits machen heute zwei Menschen ihr Leben im Glauben fest bei Gott und lassen sich taufen. Auf die Liebeserklärung Gottes wollen sie antworten. Und das nicht nur mit Worten, sondern bewusst mit einer Taufe im See. Liebe will ja greifbar werden, zum Beispiel in einem Geschenk oder eben in einer Taufe.

Als Pastor überlege ich, wie ich die Thematik Fest machen für alle, auch für die Kinder, in der Predigt verständlich machen kann. Da kommt mir eine Idee: Wackelpudding. Das Leben ist manchmal ziemlich wackelig und dabei benötigen wir Halt. Wir wollen uns irgendwo fest machen, weil wir verlässlichen Boden unter den Füßen brauchen. Der Wackelpudding stand also für das wackelige Leben und die Taufe für den festen Halt im Glauben an Gott. Mit einem großen Plopp sollte der Wackelpudding aus seinem ihm Halt gebenden Plastikbecher auf einen Teller fallen.

Der Vorführeffekt war perfekt: Der Wackelpudding kam nicht mit dem erwarteten Plopp aus dem Becher, sondern mit einem großen Platsch und lief wie Wasser über den Tellerrand und meine Hand. Deutlicher konnte die Frage Wer gibt mir Halt im Leben?, das uns manchmal wie Sand durch die Finger rieselt, nicht gestellt werden.

Nach der Predigt ging es in den See zur Taufe. Ungeahnt war der Grund des Sees deutlich weicher als noch vor einigen Tagen beim Test. Bis zu den Knien steckte ich im weichen Sand und dieses ungeplante Versinken erheiterte nicht nur die Zuschauer, sondern war ein erneuter Hinweis darauf, dass man im Leben einen festen Halt und Stand braucht.

Martin Luther dichtete vor knapp 500 Jahren das Glaubenslied: Ein feste Burg ist unser Gott! Angelehnt an Psalm 46 machte Luther die Erfahrung, dass die Nöte heißen können, wie sie wollen: bei Gott ist Halt. Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. (Die Bibel. Ps. 46,2)

Wackelpudding und weicher Boden bleiben mit einem Schmunzeln in Erinnerung und rufen ins Gedächtnis, dass der Glaube an Gott im Leben Halt geben kann.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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