Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

22.12.2022

Das sieht dir ähnlich

Haben Sie den Satz auch schon mal gehört oder gesagt? Eine umgangssprachlich meist abschätzige Redensart, die sich auf erwartbare (= typische) Merkmale und Eigenschaften einer Person bezieht. Sie meint im Grunde: Das entspricht dem Bild, das ich mir von dir gemacht habe: Mal wieder die Senftube in der Mitte und nicht am Ende gedrückt und erneut reduzierte Ware gekauft, die keiner braucht: Das sieht dir ähnlich!

Gerne wird die Redewendung auch in anderem Zusammenhang benutzt: Der oder die sieht dir ähnlich! Wie aus dem Gesicht geschnitten! Bei einem Neugeborenen sind die Verwandten schnell dabei herauszufinden, wem der neue Erdenbürger ähnelt. Von wem hat er wohl die abstehenden Ohren? Naja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Weihnachten. Wir feiern die Geburt Jesu. Gott kommt als Kind in diese Welt. Ein Kind - es haut nicht mit Wucht auf den Tisch und lässt nicht die Muskeln spielen. Denn dann würden wir Weihnachten ganz anders feiern: strammstehen. Auf keinen Fall gäbe es Geschenke als Zeichen der Liebe.

Wenn ich den doch mal sehen könnte, diesen Gott... , so lautet vielleicht ein heimlicher Wunsch. Oder: Wenn ich wüsste, was ich von ihm halten soll: von dem großen Gott, der scheinbar unerreichbar über den Wolken thront.

An Weihnachten feiern wir, dass Gott diesen Wunsch erfüllt: Er wird Mensch. Wer wissen will, wie Gott tickt, und das Kind in der Krippe ansieht, kann sagen: Das sieht dir ähnlich, Gott! Das Kind in der Krippe und der ungesehene Gott - wie aus einem Guss! Der Hesse ruft vor Erstaunen: Wie der Herr, so’s Gescherr!

Gott wird ein Kind. Unglaublich! Er kann es sich leisten und bricht sich keinen Zacken aus der Krone. Eigentlich müssten wir Weihnachten umbenennen in Kleinachten: Weil Gott das Kleine achtet. Manche Menschen dekorieren zur Weihnachtszeit ihr Haus mit Rentieren oder Elchen. In einigen Wohnungen steht zu Weihnachten eine Krippe - mit den alten, vertrauten, vom Dachboden geholten Figuren. So wird das Geschehen von Bethlehem modellhaft nachgestellt.

Bildlich wird klar, wer der Mittelpunkt an Weihnachten ist: Gott wird klein. Wird Mensch. Lässt sich ins Stroh legen. Die Ware Weihnacht, ist nicht die wahre Weihnacht – so formulierte es der Schweizer Schriftsteller Kurt Marti. Weihnachten ist Kleinachten. An Weihnachten kommt Gott als Kind ganz klein zur Welt. Weil er uns Kleine achtet. Das sieht ihm ähnlich!

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel

Emmaus-Gemeinde

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