Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

02.05.2024

Scherben

Scherben bringen Glück, sagt der Volksmund. Wer die Bruchstücke seines Lebens in der Hand hält, der hinterfragt diese Erfahrung. Eine Antwort darauf, wie es weitergehen kann wird gesucht. Kaum jemand kommt heil und ohne Brüche durchs Leben. Beruf, Beziehungen, Befindlichkeit – früher oder später kann es zum Bruch kommen. Was dann?

In unserer Zeit ist die glatte Oberfläche gefragt. Makellose Typen. Hochglanz. - Scheitern, Narben und Verletzlichkeit sind nicht in Mode. Was tun? Kaschieren? Verdrängen? Vergessen? Oder können die Risse in der Biografie eine Quelle des Wachstums und die Brüche des Lebens zur Transformation werden?

Kintsugi Vase, aus Scherben zusammengesetzt

Die Kunst des Kintsugi (Bild) lässt zerbrochene Gegenstände in neuer Schönheit erstrahlen. Kintsugi ist eine alte Kunstform aus Japan und bedeutet mit Gold reparieren. Das, was zerbrochen ist, wird nicht versteckt, sondern veredelt. Das perfekte Leben gibt es nicht. Wir leben alle mit unserer Unvollkommenheit, Vergänglichkeit und den Brüchen in der Biografie.

Wenn meine Mutter sagte, sie sei kaputt, dann meinte sie damit, dass sie erschöpft ist. Es bedurfte der Ruhe und Regenerierung. Wie kann ein Mensch weise mit seiner Zerbrechlichkeit umgehen? Noch zugespitzter gefragt: Wie gelingt mir die Kunst, meine eigene Verletzlichkeit zu umarmen. Kann ein Mensch die Schönheit des Zerbrochenen entdecken und gestärkt aus Lebensbrüchen hervorgehen?

Wenn jemand etwas Verrücktes sagt oder tut, dann heißt es schnell: Der hat einen Sprung in der Schüssel! Damit ist nicht Keramik gemeint. Jeder Sprung, jede Wunde erzählt eine Geschichte und hebt die Einzigartigkeit des Objektes hervor. Das macht das Objekt – oder den Menschen - noch wertvoller.

Leben lernen mit dem Zerbruch. Gott die Bruchstücke des Lebens hinhalten. Der Mathematiker, Physiker und christliche Philosoph Blaise Pascal (1623-62) war überzeugt: Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

→ zum Archiv→ Home