Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

30.01.2025

Wer bin ich?

In einer Bäckerei unterhalten sich angeregt die Kundin, die direkt vor mir steht, und die Verkäuferin hinter der Theke über neue Verordnungen im Bäckerhandwerk: Wann trägt die Verkäuferin Handschuhe und wann wird die Zange benutzt. Was ergibt Sinn und was ist unsinnig? Ich höre zu. Plötzlich dreht sich die Kundin zu mir um und fragt energisch: Sind Sie Chef? Etwas verdutzt verneine ich und frage, wie sie darauf kommt. Antwort: Sie hören schweigend zu. Als die Kundin den Laden verlassen hat, meint die Verkäuferin: Sie sehen aber aus wie ein Chef.

Welches Bild haben Menschen und welches Bild habe ich von mir? In der Regel sind solche Bilder falsch. Sie sind verzerrt, verschoben, abgeschnitten, fehlerhaft, eingefärbt. Aber die Frage bleibt: Wer bin ich?

Der Dichter von Psalm 139 fasst zusammen: Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin! Das ist kein stinkendes Eigenlob. Das ist das dicke DANKE eines Menschen an seinen Schöpfer, der weiß, dass das Wer bin ich? in seinem Leben beantwortet ist: Du kennst mich! Dein bin ich, o Gott!

Ich bin fantastisch mit Pickeln oder Glatze, mit Hühnerbrust oder danebengegangener Mathearbeit. Fantastisch, mit meiner breiten Figur, allen Komplexen und mit allem, was mir sonst zu schaffen macht. Ich bin fantastisch, weil Gott Ideen in mich hineingelegt hat, die es kein zweites Mal gibt und weil darum vieles ohne mich nicht so wäre, wie es ist.

Ich muss mir nicht mehr länger die Schneewittchen-Frage stellen. Im Gegenteil: Gott hat mein Leben geplant, gewollt, geschaffen. Das macht mich einzigartig. Bei Gott gibt es kein Leben von der Stange. Ich bin seine Handarbeit. Bin urheberrechtlich bei ihm geschützt. Er hat ein Patent auf mich angemeldet. Bin sein Unikat. Darum bin ich für ihn unbezahlbar. Und Gott liebt seine Handarbeit.

Und ich bin komplett. Gott drückt das Gütesiegel für mein Leben nicht erst dann auf, wenn ich dies oder jenes erreicht habe. Ich bin kein Bausatz, der sich selbst noch vollenden und verschönern muss.

Von Gott her gesehen sind wir keine Zufallsprodukte. Sondern das persönliche Gegenüber von ihm. Wir sind keine Gebrauchsgegenstände, keine Spielbälle anderer oder nur winzige Tropfen. Wir sind keine losen Blätter oder unbeschriebene Seiten. Sondern: Gottes Menschen.

In dieser Bestimmung, ein Mensch, Kind und Gegenüber Gottes zu sein, will ich leben und ihm das einmalige Du, mit dem er mich anspricht, zurückgeben.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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