Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

13.02.2025

So ein Mist!

Im letzten Herbst hatte ich mir eine große Traktorschaufel voll mit Kuhmist als Dünger für meine Beete bringen lassen, gleichmäßig verteilt und untergegraben. Im Spätherbst entdeckte ich in der Gemarkung Mist, der schon fast zu Humus verrottet war und ließ mir davon auch noch eine Schaufel voll kommen. Gedacht war diese zweite Ladung als Kompostschicht im Hochbeet. Gesagt getan. Die Lieferung erfolgte und der dunkle Haufen Naturdünger ließ mein Herz höherschlagen. Nun musste er nur noch mit der Schubkarre an Ort und Stelle gebracht werden - und ich sah mich schon den üppigen Ertrag an Gemüse im nächsten Jahr ernten.

Als ich motiviert mit der Mistgabel in den dunklen Haufen Humus stach, hörte ich ein Knirschen: oh Schreck! Der dunkle Haufen Mist, war durchsetzt mit Schotter. Vermutlich hatte der Traktorfahrer beim Aufnehmen des Humus zu tief angesetzt und eben auch Schotter erfasst. Steine im Mist, heißt Steine im Beet. Das will niemand. Und ich dachte: So ein Mist! Ich will keine Steine im Beet!

Nach getaner Arbeit wurde sichtbar, wie sehr sich der schwarze Humus von der braunen Erde im Beet abhob. Ich freute mich über den fruchtbaren Stalldung – und war gleichzeitig frustriert über die Steine. Mir ging durch den Kopf, wie nah Freud und Leid zusammen liegen. Und dass es Perfektion nicht gibt. Ob Steine im Mist, Unkraut zwischen dem Gemüse oder Sand im Getriebe. Wir wünschen uns das perfekte Leben, aber das wird es nie geben. Der Partner hat seine schönen und weniger schönen Seiten, die Rose Stacheln und die Bäume wachsen nicht in den Himmel.

Nicht alles ist Dung und Humus im Leben, aus dem etwas Brauchbares wird und wächst. Manches ist mit Steinen durchsetzt. Da wächst gar nichts, ist sogar abstoßend. Glücklich zu schätzen ist der Mensch, der realisiert und damit umgehen kann, dass es alle Tage Sonnenschein nicht gibt. Zu den Bergen gehören die Täler, zum Tag die Nacht, zum Plus gehört Minus und zum Leben der Tod.

Wer in seinem Leben etwas ernten will, der kommt nicht drum rum, vorher die Steine auszusortieren – oder mit ihnen zu leben. Auch in meinem Leben gibt es reichlich Steine, über die andere möglicherweise stolpern, an ihnen Anstoß nehmen, und es gibt den Dünger, der etwas wachsen lässt. Zu erwarten, dass das Leben nur Humus ist und ausschließlich Frucht hervorbringt, ist unrealistisch – beides gehört zum Leben.

Es ist mein Gebet und meine Hoffnung, dass - trotz der vielen Steine im Leben – auf meinem und deinem Mist etwas wächst, das Frucht bringt. Also heilsam, segensreich und wertvoll für andere ist. Der Ausdruck So ein Mist!, bekommt für mich eine ganz neue, positive Bedeutung.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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