Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

27.11.2025

Ich kenne dich - nicht!

Mein Weg führt mich durch die Bummelgasse. Kurz vor der Buchhandlung sehe ich in einiger Entfernung Frau L. auf mich zukommen, die ich noch nicht lange kenne. Ich winke ihr zu, bevor ich in die Buchhandlung eintrete. Das Buch für meine Frau ist schnell abgeholt und es geht zurück Richtung Parkplatz vor der Stadthalle.

Am Ende der Bummelgasse kommt Frau L. aus der Bäckerei und begrüßt mich nachdenklich: Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher ich Sie kenne. Ich habe die ganze Zeit überlegt, wer Sie sind - helfen Sie mir bitte. Während Frau L. versucht mich einzuordnen, wird mir schlagartig klar, dass es gar nicht Frau L. ist, mit der ich rede – aber wer sonst?

Ich stelle mich als Pastor der Emmaus-Gemeinde vor und hoffe, dass mir bald einfällt, wer mein Gegenüber ist, damit es nicht peinlich wird. Bei vermeintlicher Frau L. fällt der Groschen: Ah, Kino Aschaffenburg! Da haben wir uns getroffen. Wir waren mit Freunden dort! Auch in meinem Kopf macht es Ah!: Es ist nicht Frau L., sondern Frau D. So kann es gehen: Man denkt, man kennt die Leute und kennt sie doch nicht.

Ähnliches schon im Kollegenkreis oder gar in der Partnerschaft erlebt? Man denkt, man kennt das Gegenüber und dem ist nicht so. Vielleicht werden neue Seiten entdeckt oder man wundert sich über Begabungen und Wünsche, Charakter oder Leidenschaften. Ich denke ich kenne dich – und stelle fest: Ich kenne dich nur oberflächlich oder - gar nicht.

Am Sonntag ist der 1. Advent. Advent bedeutet Ankunft. Wer Advent feiert, nähert sich Weihnachten: Das Kind in der Krippe, die Geburt von Jesus Christus, Gottes Sohn, soll angemessen gefeiert werden.

Kenne ich diesen Jesus Christus eigentlich? Schon mal gehört, ja. Aber: Kennen? Viele Zeitgenossen werden sagen: Ich kenne ihn - und vielleicht nach kurzem Nachdenken hinzufügen: - nicht. Ja, im Reliunterricht mal gehört, hat was mit Kirche zu tun, aber: Kennen? Möglicherweise käme es auch hier zu Verwechslungen mit anderen wichtigen Gestalten der Weltgeschichte oder so.

Die Adventszeit kann eine Einladung sein, sich etwas intensiver mit demjenigen zu beschäftigen, dessen Geburtstag bald gefeiert wird. Und der von sich sagt (Die Bibel. Joh.8,12): Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern er hat das Licht, das ihn zum Leben führt.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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